Grundschule

Die Grundschule Wasserburg ist erste  "Flexible Grundschule" im Landkreis Günzburg

  1. Allgemeine Informationen

Die flexible Schuleingangsphase wurde 2003 als Schulversuch in den Ländern Brandenburg, Schleswig-Holstein, Thüringen und Berlin eingeführt. Seit 2005 gibt es sie auch in Nordrhein-Westfalen.

In Bayern wurde das Konzept ab November 2009 im Rahmen von 20 Modellschulen erprobt (Stammschulen). Im Schuljahr 2012/13 wurde der Schulversuch nun um 60 weitere Schulen erweitert, wobei diese Erweiterungsrunde von den Stammschulen unterstützt wurde.

Der Schulversuch „Flexible Grundschule“ war ein Kooperationsprojekt in den Schuljahren 2013/14 der Stiftung Bildungspakt Bayern und dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Mit dem Schuljahr 2014/15 läuft der Schulversuch aus, wobei die Grundschule Wasserburg weiterhin "Flexible Grundschule" bleibt.

Ziel ist es, den unterschiedlichen Begabungen und Interessen unserer Grundschulkinder sowie ihrer individuellen Lernentwicklung noch besser gerecht zu werden. Die Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler wird als Chance genutzt, gezielt von und miteinander zu lernen. Die Schulanfänger erfahren so von Anfang an die Unterstützung durch ihre älteren Mitschüler. Diese wiederum erleben sich als Könnende, übernehmen Mitverantwortung und gewinnen dadurch an Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Altersmischung ist den Schulanfängern aus der Situation in den Kindertageseinrichtungen bekannt. Die „Flexible Grundschule“ knüpft an die Vorerfahrungen der Kinder an und führt die vertraute Situation des miteinander Arbeitens und Lernens unterschiedlicher Altersgruppen fort.

Kinder beginnen die Grundschulzeit mit unterschiedlichen Vorkenntnissen. Damit das Lernangebot optimal an den individuellen Lernstand angepasst werden kann, ermitteln die Lehrkräfte die Lernausgangslage der Schulanfänger. So kann auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse jedes einzelne Kind von Anfang an entwicklungsgerecht gefördert werden. Das Unterrichtskonzept berücksichtigt die Verschiedenheit der Kinder. Daher werden in den Klassen der Flexiblen Grundschule gemeinsame Themen und offene Aufgaben angeboten, die differenziert und in kommunikativen Lernsituationen bearbeitet werden. Darüber hinaus werden bewährte und neue Unterrichtsmethoden in schüleraktivierenden Lernumgebungen genutzt, die ein Lernen im eigenen Tempo ermöglichen.

Schüler individueller fördern und Schwächere stärken - das ist das Ziel der "Flexiblen Grundschule". Der Lehrplan soll sich an das Lerntempo des Kindes anpassen. Am Ende der sogenannten "Eingangsstufe" (erste und zweite Klasse) sollen alle Schüler flüssig lesen und schreiben können und im Zahlenraum bis 100 die Grundrechenarten beherrschen. Mindestens ein und maximal drei Jahre lang haben Kinder der Eingangsphase dafür Zeit.

Unterrichtet wird nicht mehr streng nach Klassen aufgeteilt, sondern in einem gemeinsamen Klassenzimmer. Je nach Thema können verschiedene Arbeitsgruppen gebildet und Lerninhalte nicht mehr nur getrennt, sondern auch Klassen übergreifend vermittelt werden. Ein Kind aus der ersten Jahrgangsstufe, das gut rechnen kann, darf dann schon bei der Arbeitsgruppe der Zweitklässler mitrechnen. Als Unterstützung ist ein zweiter Lehrer vorgesehen, der bis zu fünf Stunden in der Woche mitunterrichten kann.

Was kennzeichnet die „Flexible Grundschule“?

  • Jahrgangsgemischte Klassen
  • Anknüpfung an vorschulische Bildung und Erziehung
  • Erhebung der individuellen Lernausgangslage
  • Individualisierte Lernangebote
  • Formen der Leistungserhebung
  • Flexible Verweildauer
  • Erziehungspartnerschaft und Gestaltung der Übergänge

Weitere Informationen zum Thema „Flexible Grundschule“ entnehmen Sie bitte folgendem kurzen Filmbeitrag auf der Homepage des Kultusministeriums.

Hier finden Sie Presseberichte rund um unseren Einstieg in die "Flexible Grundschule".

 

  • Beispiele aus dem Unterrichtsalltag: So lernen und arbeiten wir in der Flexiblen Grundschule

Gute (offene) Aufgaben:
Von Anfang an lernen und arbeiten die Kinder der Flexiblen Grundschule gemeinsam anhand von Guten (offenen) Aufgaben. Diese Aufgaben lassen es zu, dass alle Kinder auf ihrem Könnensniveau an der Sache arbeiten.
Ein Beispiel vom 2. Schultag: Wie viele Personen waren an unserem 1. Schultag bei uns im Klassenzimmer?
Für jede Person, die die Kinder am 1. Schultag in die Schule begleitet hat, und für sich selbst bringen die Kinder ein Steinchen mit. Die Anzahl der Steine wird geschätzt und anschließend gezählt. Um sicher zu sein, dass wir uns nicht verzählt haben, legen wir Zehnerreihen.
Alle Kinder sind mit Eifer dabei. Viele Schulanfänger können schon bis 75 zählen. Die Zweitklässler erklären, warum wir Zehnerreihen legen.

In Deutsch lernen wir „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte, kennen“. Jedes Kind gestaltet sein eigenes Bilderbuch und schreibt einen Brief an den Löwen. Mithilfe von unterschiedlich langen Lesetexten und Schreibhilfen gestaltet jeder sein individuelles Buch.

Die Kinder lesen einander aus den selbstgestalteten Bilderbüchern vor.

Lernen durch Lehren:
Lernen durch Lehren nimmt im jahrgangsgemischten Unterricht eine zentrale Rolle ein. Kleine Kinder lernen wie selbstverständlich von den Großen, wenn diese ihnen neuen Lernstoff erklären. Kindgerecht, aber meist sehr treffend, geben die Großen ihr Wissen weiter und festigen und wiederholen dadurch selbst ihre Kenntnisse. Besonders am Schuljahresanfang der 2. Klasse erleben die neuen Zweitklässler ihren Kompetenzzuwachs, wenn sie vom Elekind (1. Klässler) zum Mauskind (2. Klässler) werden. Eine Schülerin der 2. Klasse sagt:
„Ich freue mich auf die neuen Elekinder. Ich freue mich jetzt ein Mauskind zu sein und den Elekindern zu helfen!“

Hilfe annehmen und Hilfe geben - beide Situationen erfahren die Kinder in ihrer täglichen Arbeit miteinander.
Die Kinder lernen viel voneinander.

Wochenplan:
Im Wochenplan finden sich Aufgaben aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht. Während der Wochenplanzeit entscheiden die Schüler selbst in welcher Reihenfolge sie die Aufgaben erledigen, ob sie alleine, mit einem Partner oder in einer kleinen Gruppe arbeiten. Der Wochenplan wird auf die Schülergruppen abgestimmt und variiert durch Pflicht- und Zusatzaufgaben in seinem Umfang.

Schüler während der Wochenplanarbeit im Klassenzimmer: Die Kinder lernen von Anfang an selbstständig zu arbeiten.
Die Schülerin lernt sich ihre Arbeit einzuteilen und den Überblick zu behalten: Die bearbeiteten Aufgaben werden im Wochenplan markiert und abgehakt.

Freiarbeit:
Im Klassenzimmer finden die Kinder Übungsmaterialien zu den im Unterricht erarbeiteten Themen. In der Freien Arbeit wählen sie selbstständig eine Aufgabe für sich aus. Mithilfe der Selbstkontrolle überprüfen sie anschließend ihre Arbeit.

Freie Arbeit: Übung zu den Wiewörtern
Freie Arbeit: Übung zu den Tunwörtern

Lerntheken:
Zu bestimmten Themen stehen den Kindern Lerntheken zur Verfügung. Nach einem Überblick über die verschiedenen Aufgaben und den Schwierigkeitsgrad wählen die Kinder selbstständig Aufgaben auf. Für leistungsstärkere Schüler stehen Zusatzaufgaben bereit.
Am Ende der Arbeit mit der Lerntheke reflektieren die Kinder ihre Arbeit.

Aufgaben selbstständig auswählen und bearbeiten
Zum Thema "Hecke" arbeitet die Schülerin der 2. Klasse an einem Steckbrief, während die Schülerin der 1.Klasse mit Bildkarten zur Nahrung des Igels arbeitet.

Kurssysteme:
Einige Lernbereiche werden mit individuellen Kurssystemen abgedeckt, wie z.B. die Erarbeitung der Vereinfachten Ausgangsschrift. Im eigenen Tempo lernen die Kinder die Schreibschriftbuchstaben.

Referate:
Zum Thema „Haustiere“ arbeiten die Kinder Referate aus.

Nach dem Vortrag vor der Klasse stellt das Referatsteam Fragen, die die Zuhörer beantworten. Auch zum Inhalt und zur Präsentation geben die Kinder sich gegenseitig Rückmeldung.
Mit dem Partner wird ein Plakat gestaltet.
Der Vortrag wird in der Kleingruppe geübt. Die Zuhörer loben und geben Tipps, was noch verbessert werden kann.

 

  • Weitere interessante Informationen finden Sie unter folgenden Links:

Bildungspakt Bayern: Flexible Grundschule
Portal des Kultusministeriums
Bayerischer Rundfunk
Augsburger Allgemeine

 

Die Grundschule Wasserburg wird SINUS – Schule

  1. Sinus an Grundschulen… So fing alles an:

     

Die Ergebnisse der TIMSS - Trends in International Mathematics and Science Study (1997) attestierte deutschen Schülern bei international vergleichenden Schulleistungsuntersuchungen nur das Mittelfeld. TIMSS - ist eine Studie, die seit 1995 im vierjährigen Turnus von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) durchgeführt wird. TIMSS untersucht Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen in der Grundschule, in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II.

Daraufhin initiierte die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung ein Programm auf der Grundlage des Gutachtens einer Expertengruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Baumert –SINUS.

Das Programm »SINUS an Grundschulen« entwickelt den mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundschulunterricht weiter. Es läuft von August 2009 bis Juli 2013. Zehn Länder der Bundesrepublik nehmen mit ausgewählten Grundschulen aktiv am Programm teil, fünf weitere Länder als assoziierte Mitglieder.

Lehrerinnen und Lehrer der Teilnehmergrundschulen arbeiten im Team an typischen Herausforderungen des Unterrichts. Sie richten ihren Blick auf die individuelle Förderung der Kinder und schaffen eine ausbaufähige Grundlage für das Lernen in der Sekundarstufe. Lehrkräfte dokumentieren und reflektieren ihre Arbeit und werden dabei vom Programmträger, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) wissenschaftlich begleitet.

 

  1. Allgemeine Informationen

 

Ziel
Das Sinus-Konzept vertritt für den Mathematikunterricht die konstruktivistische Grundposition. Das heißt Schüler lernen aktiv entdeckend und im sozialen Austausch. Lehrer nehmen ihre Aufgabe darin wahr, die Schüler als autonome aktiv Lernende zu unterstützen und ihr Lernen effizient zu moderieren. Das heißt, dass der Lernprozess der Schüler im Mittelpunkt steht. Dies schließt ein, dass Lehrer über das Potenzial der Lernenden in der spezifischen Lernumgebung Erfahrungen haben, um einschätzen zu können, was in einer bestimmten Arbeitssituation von den Lernenden als eigener Beitrag zu erwarten ist und wozu sie Unterstützung benötigen.
 

Leitlinien
Um den mathematischen Grundschulunterricht weiterzuentwickeln, will »SINUS an Grundschulen« die Zusammenarbeit von Lehrkräften fördern, denn gemeinsam lassen sich Unterrichtsveränderungen besser planen, umsetzen und beurteilen.
Lehrer nutzen zur eigenen Kompetenzentwicklung Anregungen und Unterstützung durch den Programmträger und andere Einrichtung. Es finden regelmäßige Treffen statt, bei denen gemeinsam Ziele festgelegt werden und Aufgaben klar verteilt werden. Bei diesen Treffen finden auch immer Unterrichtsmitschauen und kollegiale Hospitationen statt.
 

Arbeitsschwerpunkte
Teilnehmer des Programms »SINUS an Grundschulen« arbeiten mit einem Gerüst von zehn Modulen, in denen typische Problembereiche des Unterrichts beschrieben sind. Diese Module stammen aus dem Vorgängerprogramm SINUS-Transfer Grundschule und bilden weiterhin die Grundlage der Arbeit.

Basismodule
1 – Gute Aufgaben
2 – Entdecken, Erforschen, Erklären
3 – Schülervorstellungen aufgreifen

Aufbaumodule:
4 – Lernschwierigkeiten erkennen
5 – Talente entdecken
6 – Fachübergreifend lernen
7 – Interessen entwickeln
8 – Eigenständig und gemeinsam lernen
9 – Lernerfolg beurteilen
10 – Übergänge gestalten

Diese Positionen werden durch Gute Aufgaben und Lernumgebungen realisiert.
 

Kennzeichen:

Mathematische Kompetenzentwicklung
Gute Aufgaben/Lernumgebungen sollen zu einer umfassenden mathematischen Kompetenzentwicklung beitragen.

Zuerst sollen durch die Aufgabe Grundfertigkeiten (Inhaltliche Kompetenzen) geübt werden, die für die Klasse zurzeit besonders wichtig sind.
Dann soll die Aufgabe dem Schüler anbieten forschend - entdeckend und kreativ tätig zu werden. Der Schüler soll argumentieren und formulieren müssen und auch die Möglichkeit haben, die Aufgabe kooperativ mit anderen Schülern zu lösen (Allgemein mathematische Kompetenzen).

Strukturen und Beziehungen
Von Vorteil ist es weiterhin, wenn die Aufgabe eine Struktur besitzt, in der Beziehungen genutzt, thematisiert oder entdeckt werden können. Nicht zuletzt sollte die Aufgabe Variationsmöglichkeiten bieten, wenn sie eine gute Mathematikaufgabe sein will (Steinweg, A., 2006, S. 8-11).

Natürliche Differenzierung
Diese Übungsformen sind keineswegs nur für die starken Rechner gedacht: Vermuten, probieren, entdecken,... sind Lernziele für alle Kinder und für schwächere Rechner keineswegs weniger wichtig. Gerade offene Übungsformen sollen so gestaltet werden können, dass sie auf unterschiedlichen Anspruchniveaus einsetzbar sind.

Natürliche Differenzierung (nach Hengartner)

  • Schüler bestimmen selbst Anspruchsniveau
  • Geringes Einstiegsniveau
  • Nach oben offen
  • Sozialformen sind wichtig, ebenso Austausch und Reflexion
     
  1. Weitere interessante Informationen finden Sie unter folgenden Links:
     

Sinus an Grundschulen
Sinus-Grundschule

E-Paper: Die bayerische Grundschule